Mittwoch, 21. März 2007

Warum ein Weblog für unsere Hunde?

Das ist zunächst für Außenstehende eine nahe liegende Frage - für uns hingegen inzwischen eine logische Schlussfolgerung.

Oskar und Nerone (9 und 5 Jahre)
American Staffordshire Terrier Rüden

Das Thema Weblog kam für mich erstmalig aus beruflichen Gründen vor ca. einem Jahr auf, bei der steten Suche nach Aktualisierungs-, Verbesserungs- und Erweiterungsideen für unsere Website. Während dieser ersten Studienphase kam es im Sommer bei uns in Italien zu einem der von uns am meisten gefürchteten Vorfälle: eine Spaziergängerin wurde von einem unbeaufsichtigtem mittelgroßen Hund angefallen und schwer verletzt. Die Schlagzeile der Boulevardpresse am darauf folgenden Tag war voraussehbar: Ancora un pitbull che attacca – was sinngemäß soviel heißt wie: Wieder ein Pitbull der Angreift. Dass es sich bei dem Vorfall gar nicht um einen so genannten Kampfhund, sondern um einen Mischling gehandelt hat, zeigt sich erst nach intensivem Studium mehrerer Zeitungsartikel, einschließlich derer renommierter italienischer Tageszeitungen wie Corriere della Sera und Repubblica. Ein Mischling ist keine Schlagzeile wert, ein vermeintlicher Kampfhund aber schon! Während offenbar jeder Journalist Italiens sich nun endlich den Hass auf Hunde und deren Besitzer vom Laibe schreiben kann, in dem er alles auf eine potenzielle Mörderhundegruppe mit asozialen, kriminellen oder psychisch gestörten Haltern reduziert, beginnen für uns mindestens 3 Wochen Terror.

Leider sind nur sehr wenige Hundebesitzer wie Nicht-Hundebesitzer in der Lage, Hunderassen zu unterscheiden und leider alle scheinen von den unnötig von der Presse geschürten Vorurteilen und Ängsten gegenüber dem eigentlich als „besten Freund des Menschen“ bekannten Vierbeiners verfallen. Sowie Oskar und Nerone, zwei wunderschöne American Staffordshire Terrier Rüden, eine Pfote vor die Tür setzten sieht man ein fuggi fuggi generale, Passanten und Radfahrer (gerne auch mit Kindern!) ziehen es vor im turbulenten Mailänder Stadtverkehr fast ihr Leben zu lassen, um hysterisch die Straßenseite zu wechseln, anstatt normal und zivilisiert an zwei von diesen Vorfällen völlig unbeeindruckten normalen und zivilisierten Hunden vorbeizugehen (wie sie es bis zum Tag der Schlagzeile getan haben und erfahrungsgemäß auch wenige Wochen danach wieder tun - bis zur nächsten Schlagzeile natürlich!). Wäre es nur das, könnte man vielleicht noch damit leben. Obwohl auch hier anzumerken ist, dass es auf Dauer nicht gerade förderlich für die eigene Psyche ist, wenn auf der Straße wildfremde Menschen panisch vor einem zurückweichen wie vor einem weltweit gesuchten Serienkiller. Und wie es immer so ist, wenn einer schreit, schreien alle auch wenn sie gar nicht wissen worum es geht.
Gerne wird auch die Polizei gerufen, was schon in der Androhung als vermeintlich fataler Schlag gegen uns und unsere Hunde interpretiert wird, der uns von vornherein in die Flucht schlagen soll. Schade nur für die emsigen Polizeinanforderer, dass besonders im Stadtpark von Mailand Oskar und Nerone die wohl bekanntesten Hunde sind, die fast jede Streife inzwischen schon von weitem wieder erkennt und sich von daher in den meisten Fällen gar nicht mehr die Mühe macht einzuschreiten. Vor allem aber werden wir beschimpft. Die öffentliche Beschimpfung gehört ja in Italien zum Alltag und zur Kultur, kann aber für Nicht-Italiener extrem unangenehm sein. In erster Linie betrifft es mich, denn es ist einfacher eine junge Frau mit Schimpftiraden zu bedecken, als ein jungen Italiener, der garantiert mit gleichfalls blumigen und lauthalsen Ausflüchten antwortet. Alles in allem eine unerträgliche Situation, die die täglichen Spaziergänge im Park, die Ausflüge am Wochenende und jede mögliche Hundebewegung zu einem Alptraum werden lassen, aus dem man zwar immer wieder schweißgebadet aufwacht, der aber trotzdem immer wieder zurückkehrt und der mit der Zeit immer schwerer auf dem Herzen lastet.

Es ist dieser immer wieder kehrende Alptraum mit dem verbundenen immer wieder kehrenden Kampf gegen die Unwissenheit und die Intoleranz gegenüber bestimmter Hunderassen zusammen mit der unendlichen Liebe und der nicht endenden Geduld in der Verteidigung unserer beiden American Staffordshire Terrier Rüden der Ausgangspunkt für diesen Weblog. Es ist der Versuch, mehr Verständnis und Wissen über diese fantastischen Tiere zu verbreiten, in dem wir einfach aus ihrem täglichen Leben mit uns berichten. Es ist der Versuch, mehr Leute teilhaben zu lassen an diesem wundervollen ausgefüllten Leben mit Oskar und Nerone, ohne die ich mir unseren Alltag, unsere Wochenenden, unsere Ferien, unsere Probleme und Freuden gar nicht mehr vorstellen kann. Es ist eine Liebeserklärung an Oskar und Neronegrazie di esistere ragazzi!


Con affetto Ale e Heike



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